Die teuersten Rieslinge der Welt

Der Rheingau ist bestimmt nicht die Wiege des Weinbaus, sie ist jedoch die Wiege des deutschen Qualitätsweinanbaus und vor allem die Wiege des Rieslings, eben jenem Wein, der vor Jahrzehnten noch höherer Verkaufspreise erzielte als französische Rotweine. Vor nicht einmal hundert Jahren war deutscher Riesling an der Spitze seines Erfolges. Auf den Preiskarten englischer Weinhändler fanden sich die Preise für französische Lafite-Weine, welche bei etwa 120 Britischen Pfund lagen oder „Cliquot“ bzw. „Pommery“ aus der Champagne für 80-110 Pfund. Ebenfalls auf diesen Karten standen beispielsweise aber auch ein „Rüdesheimer Berg Rottland“ oder ein „Erbacher Marcobrunn“, beides berühmte Rheingauer Lagen, mit Preisen zwischen 160 und 240 Pfund.

Nicht zuletzt sind diese hohen Preise auch den innovativen Weingütern des Rheingau zu schulden, wo die teuersten Rieslinge Deutschlands erzeugt werden. So war beispielsweise Schloss Johannisberg das erste Weingut weltweit, welches zu 100% auf den Anbau des Rieslings setzte. Auch wurde hier, wenn auch mehr durch einen Zufall, die Spätlese erfunden, welche heute überaus beliebt ist. Auch Kloster Eberbach war für einige deutsche Weininnovationen zuständig. Hier beispielsweise der Begriff „Kabinett“ geprägt. Kloster Eberbach war als großer Betrieb schon immer stark im Export und brachte die feinen Rieslinggewächse in viele Länder und viele Menschen fanden, zu Recht, Gefallen an den Riesling-Weinen.



Riesling-Weingut Kloster Eberbach
Kloster Eberbach
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Bei Weinversteigerungen von Spitzengewächsen, beispielsweise wie die, welche heute noch jährlich im Kloster Eberbach stattfinden, erzielen Weine aus dem Rheingau und auch anderen Anbaugebieten noch immer top Preise. Diese Versteigerung wird schon seit 1804 durchgeführt und war schon damals als Anreiz gedacht, das Renommee der großen Weingüter des Rheingaues zu steigern. Waren es zu Beginn ausschließlich ganze (1200 Liter) und halbe (600 Liter) Weinfässer, welche unter den Hammer kamen, so ging der Trend immer weiter hin zur Versteigerung von Einzelabfüllungen bzw. Flaschen.
 
Die jährlichen Auktionen im Kloster Eberbach, welche sich als einzige über die Jahre behaupten konnte, ist eine sogenannte „nasse“ Versteigerung. Die Interessierten haben hier im Vorfeld jeder Auktion die Möglichkeit, die Weine auch zu kosten. Dies ist natürlich viel interessanter als die „normalen“ Auktionen, bei welcher sich vorrangig Fachhändler um die besten Preise bekriegen. Jeder ist willkommen und die erzielten Preise bieten etwas für jeden Geldbeutel! Nur alle 10 bis 15 Jahre gibt es die bekannte VDP Rarietätenversteigerung, bei welchen Jahrhunderte alte Weine unter den Hammer kommen. Der höchste jemals erzielte Preis lag jedoch bei sage und schreibe 53.000 DM im Jahr 1985, was einem Eurobetrag von 27.098 Euro entspricht. Der besagte Wein war ein Wein des Schlosses Schönborn aus dem Jahr 1735. Das Preisniveau deutscher Spitzengewächse liegt trotzdem noch weit unter dem z.B. großer französischer Weine. Den Weinfreund freut dies natürlich sehr, denn in Punkto Qualität und Eleganz sind viele deutsche Rieslinge und Co. eine Klasse für sich. Bezahlt man im Bordeaux für den Topwein eines Château schon mal locker an die 300 Euro, so bekommt man die großen Gewächse und die Erzeugnisse aus den ersten lagen von deutschen Winzern schon für vergleichsweise günstige 30 bis 40 Euro!

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