Riesling in seinen Variationen: Klassisch, Kabinett, Spätlese und Co.

Die verschiedenen Qualitätsstufen der Weine werden am Zuckergehalt der Beeren gemessen, oder anders gesagt: Der Oechslegrad in den Beeren besagt, wie hoch der potentielle Zuckergehalt ist welcher (theoretisch) zu Alkohol vergoren werden kann. Ob ein Wein letztendlich lieblich, halbtrocken oder trocken ausgebaut wird, hängt jedoch nicht von der Qualitätsstufe per se ab. Genausowenig sagt sie etwas darüber aus, wie der Wein schmeckt, denn dies ist immer eine individuelle Empfindung. Die Qualitätsstufe sagt jedoch mit Sicherheit etwas über das Potential der Weine und deren Qualität aus, denn je höher das Prädikat, desto strenger die Richtlinien.

Qualitätswein
Der »typische« Riesling  hat ein Aroma von Pfirsich und Aprikose oder feinen Apfelaromen. Seine rassige, fast prickelnde Säure beeindruckt und hat eine fast nachhaltige Wirkung. Kaum eine andere Rebsorte reagiert so empfindlich auch den Boden auf dem sie wächst. Riesling ist in der Lage, die verschiedenen Ausprägungen des Bodens im Wein wieder zu spiegeln. Für diese Mineralität wird der Riesling sehr geschätzt. So kann man besonders den Schieferboden der Steillagen der Mosel bei vielen der großen Gewächse auf beeindruckende Weise herausschmecken.

Kabinett
Der Riesling Kabinett hingegen besticht durch seinen leichten Alkoholgehalt, seine fruchtige süße und seine generelle Leichtigkeit. Kabinettweine sind, wie auch die anderen Prädikatsweine aus Deutschland, auf der Welt einzigartig und daher so beliebt. Die Weine sind meist fein und elegant und man stets Lust auf noch einen Schluck. Besonders schöne Kabinett Rieslinge finden sich vor allem bei Winzern der Steilhängen an der Mosel.

Spätlese
Das Süße-Säure Spiel der Spätlese ist ebenfalls bei Kennern sehr beliebt. Doch auch der Laie sollte sich einmal an diesen Prädikatswein wagen, denn die leichte Restsüße und das volle Aroma sind sehr  trinkfreudig. Entstanden ist die Spätlese durch einen eigentlich unglücklichen Zufall. Zu Zeiten, als die Winzer noch eine offizielle Erlaubnis für die Ernte benötigten, kehrte eines Tages der Kurier zum Schloss Johannisberg erst stark verspätet zurück. Die Trauben waren zu diesem Zeitpunkt bereits faulig. Geerntet wurden sie trotzdem und der daraus resultierende Wein hat die Menschen direkt begeistert. Das tut er bis heute, Weinexperten aus aller Welt singen Loblieder auf die Spätlese. Spätlesen unterliegen, wie andere Prädikatsweine ach, strengen Normen. Die Lese darf erst nach der offiziellen Lese stattfinden, dadurch haben die Trauben noch mal mehr Extrakten einlagern können. Die beginnende Edelfäule, in Fachkreisen auch Bortrytis genannt, trägt darüber hinaus zu einem angenehm fruchtsüßen Aroma bei.

Auslese
Die Auslese hingegen darf noch länger am Rebstock hängen bleiben. Das Lesegut ist vollreif bis überreif, auch hier kann schon Edelfäule mit im Spiel sein.  Deswegen können Auslese Weine auch nur in besonders warmen, trockenen Jahrgängen hergestellt werden. Auslesen brauchen mindestens 83 bis 100 Grad Oechsle, abhängig von der jeweiligen Anbauzone. Normalerweise werden Auslese-Rieslinge trocken ausgebaut, vor allem aus der Pfalz kommen jedoch oft auch halbtrockene oder liebliche Weine.

Beerenauslese
Die Beerenauslesen hingegen benötigen sogar bis zu 125 Grad Oechsle. Die Weine sind natursüß und werden ausschließlich aus edelfaulen Trauben hergestellt. Die Bortrytis muss also schon auf den Trauben deutlich zu sehen sein.  Beerenauslesen sind relativ rar und besonders lagerfähig. Bei richtiger Lagerung können die Weine jahrzehntelang auf der Flasche weiter reifen. Durch ihre natürliche Fruchtsüße und ihre dichte, goldene Farbe sind sie ein vollmundiger Genuss. Beerenauslesen besitzen trotzdem noch eine frische Säure und einen weichen Honigton. Die Ausbeute bei der Lese ist sehr niedrig, denn nur wenige Trauben erreichen die benötigte Qualität. In Deutschland stammen die feinsten Beerenauslesen von der Mosel, der Nahe oder aus dem Rheingau.
Copyright by Wikipedia/Kimse

Trockenbeerenauslese
Das „Elixier“ des deutschen Weinbaus ist die Trockenbeerenauslese, in Fachkreisen auch gerne TBA genannt. Bei diesem Erzeugnis werden die von Edelschimmelpilz Bortrytis befallenen Trauben am Rebstock hängen gelassen, bis sie soweit eingetrocknet sind, dass sie eigentlich schon als Rosinen gelten können. Diese Qualitäten erreicht man wiederum nur in sehr günstigen Jahren mit feucht warmen, nebeligen Herbsten und auch nur auf manchen Weinbergen. Doch was passiert bei dem Vorgang des Eintrocknens mit der Traube? Durch den Schimmelpilzbefall wird die Beerenhaut beschädigt und dadurch durchlässig. Die Beere vertrocknet und der darin befindliche Zucker wird stark konzentriert. Ein Mindestmostgewicht von 150 Grad Oechsle wird benötigt.  Aus diesen Beeren wird dann lediglich eine geringe Menge an Wein gewonnen, die Alkoholwerte liegen meist bei nur etwa 5-8% vol. Die sanfte Bernsteinfarbe, die extrem lange Haltbarkeit und der fruchtig-süße Geschmack machen die TBAs äußerst beliebt. Die wohl berühmteste Trockenbeerenauslese ist ein Steinberger Riesling Trockenbeerenauslese aus dem Jahr 1920 von den hessischen Staatsweingütern Kloster Eberbach. Dieser Wein schmeckt noch heute herausragend und erzielt bei Versteigerungen regelmäßig Spitzenpreise.

Eiswein
Das höchste Prädikat der deutschen Qualitätsweinpyramide ist jedoch der Eiswein. Dieser ist quasi die Steigerung der TBA. Die bereits von der Edelfäule befallenen Trauben werden noch bis weit in den Januar an den Rebstöcken hängen gelassen, bis sie für einige Tage gefroren sind. Die Ernte der Beeren muss ebenfalls im gefrorenen Zustand erfolgen. Das Mindesmostgewicht muss mindestens dem der Beerenauslese, also 125 Grad Oe entsprechen. Es wurden jedoch schon Moste mit bis zu 250 Grad Oe gemessen. Der Saft aus den gefrorenen Trauben kann nur mithilfe von starkem Druck aus den Beeren gepresst werden. Trotzdem bleibt ein Großteil des gefrorenen Wassers in den Beeren zurück, weswegen die Ausbeute bei der Eiswein Herstellung sehr gering und umso begehrter ist. Das erste Mal wurde Eiswein 1830 in Bingen hergestellt. Nach einem eigentlich sehr schlechten Jahrgang, in welchem die Trauben einfach hängen gelassen wurden, entschieden sich die Winzer im Februar dann doch noch dazu, die Trauben zu ernten und zu verarbeiten. Dabei entdeckten sie, dass der daraus gewonnene  Saft wunderbar süß schmeckte. Eiswein wurde lange Zeit lediglich in Deutschland und Österreich produziert, da nur hier das nötige Klima erreicht wurde. Mittlerweile wird Eiswein auch in Kanada und den USA hergestellt, welche den Eiswein als Marktlücke für sich entdeckt haben. Derzeit wird mit technischen Methoden wie dem künstlichen Einfrieren der Trauben experimentiert, um die hochwertigen Eisweine auch ohne knackig kalte Winter und das Risiko eines eventuellen Ernteverlustes herstellen zu können. Ich hoffe man besinnt sich jedoch darauf, dass Eiswein ein ganz besonderes Naturprodukt ist, welches weder in rauen Mengen noch in allen Jahren hergestellt werden kann. Das macht den Eiswein so besonders!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen