Der Titel macht deutlich: es ist dramatisch!Auch wenn es diesmal nicht um bengalische Tiger, Orang- Utans oder Blauwale geht, so ist es doch schade, wenn er uns verlassen müsste: der Riesling Kabinett, jener Wein, für welchen die deutschen Winzer weltweit Anerkennung finden und auch bendeidet werden.
Kabinett Weine gelten als leicht, finessenreich, alkoholarm (ca. 11Vol%), fruchtig und durch eine leichte Restsüße extrem süffig. Eigentlich also ein Weißwein, wie man ihn sich vorstellt. Grade deswegen ist er ja auch so beliebt, denn in dieser Form und dann auch noch zu solch sagenhaften Preis-Leistungs Verhältnissen findet man nirgends sonst auf der Welt vergleichbare Weißweine. In deutschen Weinbaugebiete, und hier vor allem an Mosel, Rhein und Nahe, findet man klimatische und mikroklimatische Vorraussetzungen vor, welche einzigartig sind. Der Kabinett kann natürlich aus fast allen weißen Rebsorten hergestellt werden, die Königsklasse stellt jedoch der Riesling Kabinett dar.
Das oft gerügt eher kühle Klima in unseren Breiten ist genau das, was die Reben benötigen um die nötige Säure zu behalten. Denn an den Flusstälern können die Trauben oft bis weit in den November hängen bleiben, ohne ihre frische Säure abzubauen. Niedrige Temperaturen sei Dank! Leider gibt es diese einst so typischen Temperaturen längst nicht mehr in allen Jahrgängen. Die saftige Sonneneinstrahlung wiederum trägt ihr übriges dazu bei, dass sich Aromen sorgfältig entfalten können.
Den perfekten Erntetermin für einen Kabinettwein zu bestimmten, dass ist die große Kunst und erfordert viel Erfahrung und auch Mut vom Winzer. Erfahrung deshalb, weil man den perfekten Zeitpunkt abpassen muss, dann wenn sich die Trauben zwischen unreif und zu reif befinden. Ein zu reifes Traubenmaterial würde dem Kabinett sein leichtfüßiges Kleid ausziehen. Mut deswegen, weil man sich bei diesem Poker auch mal in die Nesseln setzten kann. Hat man sich einmal entschieden, so hat der Winzer höchstens 1-2 Tage Zeit, die Trauben für den Kabinettwein zu lesen. Sonst schreitet die Reife der Trauben zu weit fort. Die Trauben müssen absolut gesund sein, denn die Fäulnisnoten, welche durch ungesunde Trauben im Wein entstehen können, würden den Charakter des Kabinettweines ebenfalls abschwächen.
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Riesling Kabinett von der Mosel
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Per Gesetz stellt der Kabinettwein die unterste Stufe der amtlichen VDP (Verband deutscher Qualitätsweingüter) Qualitätsweinpyramide dar. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass der Kabinett "schlechter" sei als Weine mit höheren Prädikaten. Vielmehr bezieht sich die Prädikatsangabe auf den Zuckergehalt bzw. das Mostgewicht. Der Kabinett muss mindestens 73 Grad Oechsle aufweisen und darf nicht mit Zucker angereichert werden.
Seinen Namen verdankt der Kabinettwein dem
Kloster Eberbach, dem hessischen Staatsweingut im Rheingau. Hier wurden schon seit dem Mittelalter die jeweils besten Tropfen eines Jahrgangs in den sog. "Cabinetkeller" gelegt. Hier liegen und ruhen auch noch heute die besten Tropfen vieler Jahre, welche von Kennern aus aller Welt gefeiert werden. Leider hatte und hat es der Kabinett-Wein nicht so leicht. Obwohl er eigentlich der perfekte Weißweintypus ist, wird er von vielen Kunden gescheut. Weil er als "halbtrocken" bezeichnet wird, oder gar als "lieblich" oder "feinherb". Alles was nicht "trocken" ist, gilt nicht als schick und wird vom deutschen Kunden nicht gekauft. Das wiederum ist ein Glück für den Kenner, denn wenn alle Menschen wüssten, was sie da im Regal verschmähen, ja dann gäbe es vermutlich noch viel weniger
Kabinettweine zu kaufen, als eh eh schon gibt.
Viele deutsche Winzer blicken sorgenvoll auf das Wetter und murmeln etwas vom "Klimawandel" und dass es nicht einfacher wird, Kabinettweine herzustellen. Das Wetter schlägt immer häufiger unvorraussehbare Kapriolen und es wird im Jahresmittel wohl immer wärmer.
Wir werden sehen was die Zukunft bringt. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass der Kabinettwein uns noch lange Jahre bestehen bleibt und seine Finesse, seine Frucht und Leichtigkeit behält. Von manchen wird er gar als der "deutsche Wein" bezeichnet, da sein Typus so repräsentativ für die deutsche Weinwelt ist.