Riesling - der Blog zum Wein

Wer deutsche Weine mag, der wird den Riesling lieben. Kaum eine andere Rebsorte ist so eng verknüpft mit der Geschichte des Weinbaus in Deutschland. Kaum eine andere Rebsorte ist in der Lage, solch eine faszinierende Bandbreite an Aromen hervorzubringen. Ich habe meinen Gefallen an dieser Rebsorte gefunden und möchte hier unbedingt einiges Interessantes, kurioses und wissenswertes rund um die beste Rebsorte der Welt zusammentragen!
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Riesling ist die deutsche Leitrebsorte und steht für Qualitätswein, und das weltweit. Die Vielfältigkeit der Weine ist grandios, vom leichten Terassenwein über den fruchtigen Kabinett bis hin zum edlen mineralischen großen Gewächs - Riesling kann alles. Auch ist das Alterungspotential der Weine enorm. Kaum eine andere Rebsorte vermag es, nach Jahren und auch nach Jahrzehnten noch solch eine knackige Frische im Glas verspüren zu lassen.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und entdecken dieses Blogs, und natürlich vor allem beim Genießen eures nächsten Glases Rieslings!

Die besten Riesling-Lagen in Deutschland

Der Riesling ist der bedeutendste Wein in Deutschland und das aus gutem Grund. Deutsche Winzer setzen schon seit langem die Standards für hervorragenden Riesling Wein. Ihre historischen Wurzeln hat die Rebsorte im Rheingau, wo sie bereits seit mindestens dem 15. Jahrhundert angebaut wird.
 

Riesling-Lagen an der Mosel

 
Riesling-Reben an der Mosel
Die größten Rebflächen des Rieslings finden sich im Weinbaugebiet Mosel. Die kühleren Klimazonen und steilen Hanglagen der Region bringen einen leichteren und knackigen Riesling hervor. Riesling Wein aus dem Weinbaugebiet Mosel wird international besonders für seine konsistente Balance und sein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis geschätzt. Die besten Riesling Lagen des Weinbaugebiets Mosel finden sich in Bernkastel, in Piesport und in Wehlen.

 

Die besten Riesling-Lagen der Pfalz

 Auch in der Pfalz, der größten Weinbauregion Deutschlands wird viel Riesling angebaut - etwa 20% der Pfälzer Rebflächen sind mit dem Riesling bepflanzt. Gute Pfälzer Riesling Lagen findet man in Wachenheim, in Bad Dürkheim und in Deidesheim. Oftmals sind hier in einem einzelnen Ort gleich mehrere wichtige Lagen zu finden. Legendär sind besonders die Lagen Kalkofen und Kieselberg in Deidesheim, sowie Belz und Rechbächel in Wachenheim. auch der Michelsberg, der Spielberg und der Ungsteiner Herrenberg in Bad Dürkheimer lassen die Herzen von Riesling Fans höher schlagen. Nicht zuletzt muss auch der Kallstadter Saumagen erwähnt werden. Hier keltert das Weingut Koehler-Ruprecht erstklassige Pfälzer Rieslinge.

 

In Rheinhessen ist der Riesling auf Platz zwei

Die zweitgrößte Weinbauregion in Deutschland ist Rheinhessen, das durch die Flüsse Nahe und Rhein begrenzt wird. Durch die schiere Größe der Region findet sich hier eine größere Vielfalt an Bodenprofilen und Mesoklimas. Dieses Abwechslungsreichtum sorgte dafür, dass die Rheinhessischen Winzer experimentierfreudiger sind als in anderen Weinbauregionen. Dennoch stellt der Riesling hier die zweitwichtigste Rebsorte, direkt nach dem Müller-Thurgau. Sehr gute Riesling-Lagen sind in Rheinhessen vor allem in Nackenheim, Nierstein und in Oppenheim zu finden. Nierstein hat die Lagen Glöck, Hipping und Pettenthal zu bieten, in Oppenheim sind die Lagen Kreuz und Sackträger große Namen. Eine der besten Riesling Lagen in Rheinhessen ist mit Sicherheit der Rothenberg in Nackenheim.
 

Eine Spezialität des Rheingaus: der Riesling

 
Schloss Johannisberg
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Eines der berühmtes-ten deutschen Riesling Weingüter, das Schloss Johannisberg, ist im Rheingau zu finden. Spitzen Rieslinglagen sind hier Hölle, Mittelhölle und Klaus. Auch die Lagen Kläuserweg und Mäuerchen in Geisenheim, sowie Engelmannsberg und Hassel in Hattenheim sind berühmt für ihre Rieslinge. Überhaupt ist der Rheingau bekannt für seine Top-Rieslinglagen. Weitere große Namen sind Domdechaney und Hölle in Hochheim, sowie Stein, Mönchsgewann und Berg Bildstock in Wicker. Die Rheingauer Rieslinge sind bekannt dafür etwas körperreicher zu sein, als ihre Verwandten aus der Region Mosel.
 

Bei Winzern von der Nahe ist der Riesling sehr beliebt

Riesling-Rebflächen in der Weinbauregion Nahe
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Zu guter Letzt konnten sich auch Riesling Weine aus der Weinbauregion Nahe auf dem internationalen Parkett einen sehr guten Ruf erarbeiten. Der Riesling ist die meistgepflanzte Rebsorte der Region, die besten Lagen sind hier in Niederhausen, Bad Münster und in Norheim zu finden. Hervorragende Riesling Lagen sind der Hermannsberg und Hermannshöhle in Niederhausen. Echte Insider-Tipps sind Lagen wie Roxheimer Berg und Oberndorfer Beutelstein, die Riesling Weine auf sehr hohem Niveau hervorbringen. Auch in Bad Kreuznach gibt es hervorragende Riesling Lagen wie Brückes, Kahlenberg und die Lage Krötenpfuhl. Abschließend muss auch noch die Oberhäuser Brücke erwähnt werden. Hier ist Hermann Dönnhoff zu Gange, einer der echten Altmeister im Nahe Weinbau.


Riesling Kabinett - vom Aussterben bedroht!

Der Titel macht deutlich: es ist dramatisch!Auch wenn es diesmal nicht um bengalische Tiger, Orang- Utans oder Blauwale geht, so ist es doch schade, wenn er uns verlassen müsste: der Riesling Kabinett, jener Wein, für welchen die deutschen Winzer weltweit Anerkennung finden und auch bendeidet werden.

Kabinett Weine gelten als leicht, finessenreich, alkoholarm (ca. 11Vol%), fruchtig und durch eine leichte Restsüße extrem süffig. Eigentlich also ein Weißwein, wie man ihn sich vorstellt. Grade deswegen ist er ja auch so beliebt, denn in dieser Form und dann auch noch zu solch sagenhaften Preis-Leistungs Verhältnissen findet man nirgends sonst auf der Welt vergleichbare Weißweine. In deutschen Weinbaugebiete, und hier vor allem an Mosel, Rhein und Nahe, findet man klimatische und mikroklimatische Vorraussetzungen vor, welche einzigartig sind. Der Kabinett kann natürlich aus fast allen weißen Rebsorten hergestellt werden, die Königsklasse stellt jedoch der Riesling Kabinett dar.
Das oft gerügt eher kühle Klima in unseren Breiten ist genau das, was die Reben benötigen um die nötige Säure zu behalten. Denn an den Flusstälern können die Trauben oft bis weit in den November hängen bleiben, ohne ihre frische Säure abzubauen. Niedrige Temperaturen sei Dank! Leider gibt es diese einst so typischen Temperaturen längst nicht mehr in allen Jahrgängen. Die saftige Sonneneinstrahlung wiederum trägt ihr übriges dazu bei, dass sich Aromen sorgfältig entfalten können.
Den perfekten Erntetermin für einen Kabinettwein zu bestimmten, dass ist die große Kunst und erfordert viel Erfahrung und auch Mut vom Winzer. Erfahrung deshalb, weil man den perfekten Zeitpunkt abpassen muss, dann wenn sich die Trauben zwischen unreif und zu reif befinden. Ein zu reifes Traubenmaterial würde dem Kabinett sein leichtfüßiges Kleid ausziehen. Mut deswegen, weil man sich bei diesem Poker auch mal in die Nesseln setzten kann. Hat man sich einmal entschieden, so hat der Winzer höchstens 1-2 Tage Zeit, die Trauben für den Kabinettwein zu lesen. Sonst schreitet die Reife der Trauben zu weit fort. Die Trauben müssen absolut gesund sein, denn die Fäulnisnoten, welche durch ungesunde Trauben im Wein entstehen können, würden den Charakter des Kabinettweines ebenfalls abschwächen.
Riesling Kabinett von der Mosel
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Per Gesetz stellt der Kabinettwein die unterste Stufe der amtlichen VDP (Verband deutscher Qualitätsweingüter) Qualitätsweinpyramide dar. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass der Kabinett "schlechter" sei als Weine mit höheren Prädikaten. Vielmehr bezieht sich die Prädikatsangabe auf den Zuckergehalt bzw. das Mostgewicht. Der Kabinett muss mindestens 73 Grad Oechsle aufweisen und darf nicht mit Zucker angereichert werden.
Seinen Namen verdankt der Kabinettwein dem Kloster Eberbach, dem hessischen Staatsweingut im Rheingau. Hier wurden schon seit dem Mittelalter die jeweils besten Tropfen eines Jahrgangs in den sog. "Cabinetkeller" gelegt. Hier liegen und ruhen auch noch heute die besten Tropfen vieler Jahre, welche von Kennern aus aller Welt gefeiert werden. Leider hatte und hat es der Kabinett-Wein nicht so leicht. Obwohl er eigentlich der perfekte Weißweintypus ist, wird er von vielen Kunden gescheut. Weil er als "halbtrocken" bezeichnet wird, oder gar als "lieblich" oder "feinherb". Alles was nicht "trocken" ist, gilt nicht als schick und wird vom deutschen Kunden nicht gekauft. Das wiederum ist ein Glück für den Kenner, denn wenn alle Menschen wüssten, was sie da im Regal verschmähen, ja dann gäbe es vermutlich noch viel weniger Kabinettweine zu kaufen, als eh eh schon gibt.
Viele deutsche Winzer blicken sorgenvoll auf das Wetter und murmeln etwas vom "Klimawandel" und dass es nicht einfacher wird, Kabinettweine herzustellen. Das Wetter schlägt immer häufiger unvorraussehbare Kapriolen und es wird im Jahresmittel wohl immer wärmer.

Wir werden sehen was die Zukunft bringt. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass der Kabinettwein uns noch lange Jahre bestehen bleibt und seine Finesse, seine Frucht und Leichtigkeit behält. Von manchen wird er gar als der "deutsche Wein" bezeichnet, da sein Typus so repräsentativ für die deutsche Weinwelt ist.

Das Imageproblem - zu sauer und zu süß

Meine Oma hat immer gesagt, Riesling trinkt sie nicht, der sei ihr zu sauer. Diese klare Meinung hat sich auch bei mir stark eingeprägt. So stark, dass ich erst in den letzten Jahren zum Riesling konvertiert bin.

Vorher, und vor allem in meinen jungen Jahren musste Wein für mich vor allem eins: süß schmecken!
Ich kaufte alles, was das Supermarktregal und die großen internationalen Weinmarken zu bieten hatten: Weine mit der Bezeichnung sweet, halbtrocken, mild, dulce, feinherb (obwohl ich nie verstehen werde, was daran jetzt genau "herb" schmeckt) oder auch einfach: lieblich! Für mich war lange Zeit klar, dass so halt Wein schmeckt. Süß oder sauer, viel mehr gab es in meinem kleinen Geschmackskosmos nicht.

Dann irgendwann kam der Tag, an dem ich zu einem neuen Weintypus fand, oder vielmehr: an dem ein neuer Weintypus zu mir kam! Wir waren zum Essen eingeladen und zur gebratenen Seezunge wurde ein äusserst delikater Riesling Kabinett aus Rheinhessen gereicht. Ich weiss es noch genau: im ersten Moment hat mich die prickelnde Säure und die leichte Süße überrascht, dann allerdings hat der Wein mich einfach gekriegt und vor allem eins: überzeugt! Nie wieder rührte ich überhaupt einen halb trockenen oder gar lieblichen Wein an. Ich schämte mich sogar regelrecht, meinen Gaumen bislang mit diesen pappig süßen Weinen gequält zu haben.

Denn grade diese süßen Weine sind es, die den eigentlich guten Ruf der deutschen Weinwelt in den 1980er Jahren nachhaltig geschädigt haben. Als die sogenannte "Liebfrauenmilch", welche per Definition zwar eigentlich ein deutscher Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete ist, in der Realität aber nicht mehr viel damit zu tun hatte, das europäische Ausland überschwemmte. Die Liebfrauenmilch stammt ursprünglich aus Worms und galt oder gilt als Wein, welcher von den Weinbergen rund um die Liebfrauenkirche in Worms stammt und lieblich ausgebaut wird. Die Hauptrebsorten sind mit mindestens 70% Riesling, Müller-Thurgau, Bacchus, Silvaner und/oder Kerner. Vermehrt wurde die Liebfrauenmilch exportiert da der liebliche Geschmack auch im Ausland viele Liebhaber fand. Der Trend ging jedoch weg von Qualität hin zu Quantität, was dazu führte, dass Liebfrauenmilch meist in Großflaschen oder gar Tetra Packs exportiert wurde. Viele Menschen im Ausland verbinden leider noch heute deutschen Wein mit diesem Erzeugnis. Der deutsche Wein und vor allem der Riesling erarbeiten sich derzeit im In- und Ausland mit Hilfe von großen Marketingmassnahmen wieder ihren rechtmässigen guten Ruf.

Es bleibt zu hoffen, dass noch viel mehr Menschen auf den guten Geschmack kommen und sich trauen, von ihrem angetrauten halbtrockenen oder lieblichen Weg abzukommen und offen zu sein für neues. Riesling ist nicht gleich sauer, obwohl er eine amrkante Säure besitzt. Auch ein lieblicher Wein kann eine derartige Säure besitzen, dass man sich am nächsten Morgen ärgert, dass man nicht direkt die Calciumtablette genommen hat. Die Säure des Rieslings ist genau das, worum uns so viele andere Länder beneiden, denn sie entsteht nur in unseren Weinbauregionen wie Rheingau und Rheinhessen.

Zum Glück sind die Geschmäcker ja verschieden, aber wer die Gelegenheit bekommt, einen Handgemachten Winzerwein, einen tollen Riesling zu verkosten, sollte sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen.